Dr. SpOn hat Diagnose-Schwäche
Wenn Spiegel Online mal wieder "Feuilleton" hat, dann braucht man dort mehr Zeichen. Kulturredakteur Reinhard Mohr basht in 1293 Wörtern alle derzeit gegen das Welt-Gipfeltreffen mobilisierenden Größen aus Politik, besonders aber Kunst und Kultur. Was SpOn noch hat: die üblichen Verdächtigen und die üblichen Phrasen. Dabei ist Reinhard Mohr genauso undiffernziert wie die Weltsicht, die er anderen vorwirft:
Alles, was gegen den G8 mobilisiert, wird in einen Topf geworfen - und kräftig umgerührt. Pax Christi und Grüne Jugend Aachen in einem Topf mit den sogenannten Militanten - kein Problem. Ganz nonchalant wird Attac im Attribut vorgeworfen, inzwischen "stumpf" geworden zu sein - der (nach dem Artikel erfolgte) Beitritt von Heiner Geißler zeigt das wohl, wie?
Besonders eingeschossen hat sich der Autor auf Jan Delay. Gut, Jan Delay ist
- ein guter Rapper
- ein grandioser Entertainer
- ein arroganter Styler
- und ein schlechter Verlierer (siehe Bundesvision Song Contest)
- Politiker
- noch Philosoph
- oder Wirtschaftswissenschaftler.
Denn im Gegensatz zu anderen engagiert er sich wenigstens. In der griechischen Demokratie war Engagement und Meinung Pflicht, Enthaltung verboten. Vielleicht hat sich dieses Prinzip zu recht ein bißchen abgeschliffen (man KANN nicht zu allem eine Meinung haben), aber in Zeiten der Demokratie-Verdrossenheit ist bürgerliches Engagement mehr als notwendig.
Wenn niemand - wenn auch mit womöglich platten Parolen und einfachen, aber kleinstmöglichen Nennern - auf die Straße geht, passiert gar nüscht. Und da hab ich doch lieber G8 als Kreislauf, Rücken oder Bandscheibe!
Labels: deutsch, Presseschau
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